Dienstag, 06.02.2018, 12:54

Stammzellenspende gibt Hoffnung

Hilfsbereitschaft ist für die Jennifer Yesurajah mehr als ein Wort. Eine Selbstverständlichkeit war es für sie, sich vor drei Jahren als Stammzellenspenderin bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen. Dass ihre Spende gebraucht werden könnte, war ihr bewusst, aber als sich die DKMS jetzt mit der Bitte um eine Stammzellenspende an sie wandte, war sie dennoch erstaunt. Gezögert hat sie keinen Moment und am 4.Dezember ihre Spende geleistet. ,,Vor Weihnachten ist es besonders schön, einem Menschen zu helfen“, betont sie.

Bei der Diagnose Blutkrebs ist eine Stammzellenspende die einzige Chance auf Heilung. Alle 15 Sekunden erkrankt in Deutschland ein Mensch an dem tückischen Leiden. Doch obwohl Eltern die Gewebemerkmale an die Kinder vererben, findet nur jeder dritte Patient einen Spender in der Familie. Außerhalb der Familie gleicht die Suche nach einem genetischen Zwilling der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, jedem siebten Patient gelingt das nicht.

STAMMZELLENSPENDERIN

Der genetische Zwilling von Jennifer Yesurajah ist ein 61 Jahre alter Mann aus der Türkei. Mehr wird sie in den nächsten zwei Jahren nicht über ihn erfahren. Nach drei Monaten wird sie eine Nachricht erhalten, ob die Behandlung erfolgreich war. Und anonym darf sie ihm schreiben. ,,Auch, wenn der Patient nicht überleben sollte, vielleicht verlängert es zumindest seine Lebenszeit und gibt ihm Mut“, sagt die 22-jährige. ,,Jeder kann in die Situation kommen, dass er an Blutkrebs erkrankt. Eine Blutspende, Stammzellenspende und Organspende ist das einzige, was wir tun können, um das Leben anderer Menschen zu retten.“

Das Spenderverfahren sei einfach, nicht riskant und belastet den Spender kaum. Die Registrierung erfolgte bei ihr mit einem Abstrich von der Wangenschleimhaut per Wattestäbchen. Nachdem sie im September eine Anfrage der Deutschen Knochenmarkspenderdatei erhielt, ob sie noch bereit zu einer Spende sei, ging alles schnell. Zur Typisierung wurde vom Hausarzt eine Blutprobe genommen und eingeschickt – sechs Wochen später kam das Ergebnis, dass alle Werte übereinstimmten. Hinzu kam eine Voruntersuchung in Köln. Für Jennifer Yesurajah auch eine schöne Bestätigung, dass sie gesund ist: So einen umfassenden Check bekommt man in ihrem Alter sonst nicht.

Ernst wurde es vier Tage vor der Spende, als sie täglich zwei Spritzen mit einem Medikament zur Förderung des Stammzellenwachstums im Knochennmark und deren Ausschwemmung ins Blut verabreicht bekam. Dankbar ist sie ihrer Freundin, die ihr das Mittel spritzte. Die ersten zwei Tage spürte sie keine Reaktion, doch dann stellten sich leichte Symptome wie bei einer Erkältung ein, berichtet sie.

Wie eine besonders lange Blutspende 

Am Tag vor der Spende fuhr sie nach Köln. Fünf Stunden dauerte die Entnahme der Stammzellen, die ambulant und ohne Narkose im Liegen erfolgte. ,,Das war wie eine Blutspende, nur dass ich Kanülen in beiden Armen hatte, da das Blut nach dem Ausfiltern der Stammzellen gleich wieder in den Körper zurückgeleitet wurde“, erklärt die 22-jährige. Natürlich sei die Prozedur schon durch ihre Dauer anstrengend gewesen. Im Nachhinein sei ihr etwas „schwummrig“ gewesen und zwei Tage lang war sie etwas müde, doch mehr habe sie nicht gespürt.

Während der Spende konnte sie auf einem Monitor die stetig steigende Zahl der ausgefilterten Stammzellen sehen. Stolz war sie, als sie nach fünf Stunden den 500 Milliliter fassenden Beutel mit rund 5,2 Millionen Stammzellen sah, die sie gespendet hatte. Begeistert war sie von der freundlichen Betreuung durch das Team der Firma Cellex, die die Spende für die DKMS vornahm.

„Ich würde jederzeit wieder spenden“, erklärt Jennifer. Gerne erinnert sie sich auch an den Moment am nächsten Tag, als sie an ihren genetischen Zwilling dachte, der gerade die lebensrettende Spende erhielt. Ein warmes Gefühl, das sie noch lange begleiten wird. Gespannt ist sie darauf, einmal zu erfahren, wem sie möglicherweise das Leben gerettet hat . Gerne würde sie den Mann in zwei Jahren kennen lernen. Bis dahin wünscht sie ihm alles Gute und will ihm in einem Brief viel Kraft für die Genesung wünschen.

Autor: Gerhard Herrmann

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